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Es werden Posts vom 2011 angezeigt.

Schnee in Linz

Am Morgen liegt Linz im Schnee. Flugs bin ich in Weihnachtsstimmung. Ich wundere mich, wie schnell sich meine Meinung ändern kann, da reden sie im Radio vom Linzer Industrieschnee. Meine Weihnachtsstimmung ist passé.

Vierundzwanzigste

Ich sehe gar nichts. Also mache ich den Vorhang zu. Auf die Finsternis da draußen kann ich gut verzichten und das Vorhanggelb ist wenigstens freundlich. Traurig, heute ist der Vierundzwanzigste. In genau einem Monat schmück ich den Christbaum, singe Stille Nacht und esse Weihnachtsstollen. Ich sehne mich nach der Sonne. Dabei hatte ich gehofft, mich an den kommenden Winter zu gewöhnen.

Kaktus

Ich habe einen Kaktus bekommen, einen kleinen Kaktus, mit je einem Kaktuskind links und einem rechts - als hätte er Arme, mein Kaktus. Und eine Frisur. Denn auf dem Kopf trägt mein Kaktus eine Strohblume, die ist mit Heißkleber festgemacht. Ich finde, er sieht aus wie Billy the Kid, der die Arme hochreißt, bevor Sheriff Pat Garrett ihn erschießt. Also taufe ich meinen Kaktus Billy the Kid.

Abendrot

Selbst durch den Nebel kommt der Abend rot und alles ist, das Feld, das Haus, das Straßenlicht, in rot gemacht.

Auge in Auge

Wir stehen uns gegenüber, Auge in Auge. Ich möchte die Hand ausstrecken ihn berühren, denn sein Haar ist seidig. Er macht einen Schritt auf mich zu, senkt den Kopf und hebt ihn wieder. Es scheint mir wie ein Nicken. Ich weiß es besser: Kerle wie er nicken nicht. Langsam gehe ich rückwärts. Außerhalb des Gatters denke ich: Was für ein prächtiger Hirsch. CC0 Pixabay/Zozz_

Lichterkette

Vor mir Lichter in rot, eine Kette in rot. Ich folge der Lichterkette. Ich bin ein Teil davon, ich bin rot. Plötzlich gelbe Lichter. Gelb kommt auf mich zu, kommt näher. Ist da. Ist vorbei. Ich seufze. Siebzehn Uhr. Stoßzeit. Was für ein Verkehr.

Zwei Bäume

Zwei Bäume treffen sich. Sagt der erste Baum: "Griaß di. Lange nicht gesehen." Zweiter Baum: "Wo warst denn?" Erster: "Eh nirgends. Ich hab weg geschaut."

Gänse und Glatteis

Kabarett-Lesung Können Gänse ihren Hirten aufs Glatteis führen? mit Maria Appenzeller, Angela Appenzeller, Gerald Bok. Ein Hörbeispiel: Auf Wunsch spielen und lesen wir für Sie zur Weihnachtszeit. Kontakt

Warum

"Warum?", fragt das Kind. Ich denke nach und antworte. Eine gute Antwort, die keine Fragen offen lässt, finde ich. Das Kind sieht mich an. Seine Augen sind groß und blau: "Warum?" "Nun ja", sage ich und versuch mich aufs Neue. Wieder diese blauen Augen: "Warum?" Ich grüble. Ich habe alles gesagt. Also sage ich das gleiche noch einmal. "Warum?" "So halt", sage ich. Augen, groß und blau. "Warum?" Ich seufze. Warum, warum, warum! Warum gibt´s keine Antwort auf warum?

Zwiespalt

Heute will ich hinaus. Will die Sonne auf meiner Haut. Der Wind soll mir die Röte ins Gesicht blasen. Ich will zertretene Birnen auf den Straßen, dazwischen vertrockente Blätter, denn jetzt ist das Später, an das ich im Sommer dachte, als mich die Hitze zum Faultier auf der Gartenbank machte. Ach, wäre doch gestern. Da lief ich hinaus. Ich spürte die Sonne auf meiner Haut und den Schatten im Wald. Warum war mir so kalt? Ich lief schneller, da war mir noch kälter. Ich wollte heim, einfach nur rein, mich am besten gewickelt in Decken hinterm Ofen verstecken.

Wolf

Finster ist´s, der Mond versteckt. Ich schleich, die Hände eingesteckt, auf die Hecke zu. Schuhu! Schuhu! Ich mach einen Satz zurück. Zum Glück, zum Glück! Eine Eule mit Geheule. Verflixt, verteufelt! Diese schwarze Nacht! Vor Schreck hab ich mir die Hose nass gemacht! Meine verschnupfte Nase bringt mich drauf, ich leg mir die Hose mit Taschentüchern aus. Halbherzig kratzt ´ich den letzten Mut zusamm´n und pirsch mich wieder an die Hecke ran. So ist es nun mal mit Befehlen, ihretwegen muss ich mich quälen. Kann das sein? Gibt´s das auch?! Die Hecke riecht nicht nach totem Laub. Eher so, ich glaub es kaum, wie dieser Koalabärenbaum! Eukalyptus macht meine Nase frei. Jetzt riech ich noch so allerlei. Käfer in der Winterstarre, Raureif und den kalten Lauf der Knarre, der auf mich gerichtet ist. Mist! Das Leben liegt vor mir, auf keinen Fall will ich verrecken hier! Der Eukalyptusduft hat sich verzogen. Es stinkt erneut aus meinen Hosenboden. Ich denk

Igel

Ich bin leer. Wie eine Dose, ausgetrunken. Jetzt liege ich am Straßenrand. Ein Igel beschnüffelt mich. Ich rieche nach Limonade. Aber ich bin leer. Der Igel zieht ab. Worüber heute schreiben? Über den Igel? Das ist ein Plan. Ich fange zu schreiben an.

Morgen

Auftauchen müssen. Festhalten wollen. Ganz fest. Mit den Fäusten am rosa Rosenblatt. Alles ist rosa. Der Sog reißt meine Beine hoch. Die Beine tauchen auf. Ich tauche auf. Weg mit rosa und Rosen. Nicht weg ist der Wecker, der klingelt. Ich mache die Augen auf. Mist, wieder so ein dunkler Morgen.

Sommerblumen

Ich spaziere in der Mittagspause. Sonne, kalte Schatten und die ersten welken Blätter. Ein schöner Herbstag, denke ich noch und stutze. Munter blühen auf der Wiese zwischen grünen Halmen Sommerblumen.

Krähen

Krähen krähen. Morgens, mittags, wenn ich mich niederlege. Immer krähen Krähen. Im Garten hüpfen Krähen, im Nebel, im Regen. Vom September bis zum Frühjahr.

Sinn

Kriecht die Schnecke im Schneckentempo über den Asphalt, ist sie genauso verklemmt wie die Begonien, die mir schwer im Magen liegen. Sinnlos? Begonien blühen, Schnecken schleimen, die Semmel mit Käse liegt mir im Magen. Sinnvoll? Mir ist schlecht.

Kritik

Aus der Bezirksrundschau Urfahr (Umgebung) über unsere Kabarett-Lesung in Feldkirchen:

Herbst

Ahorn, Esche, Rosskastanie! Eure Blätter haben braune Spitzen, kaum schielt der September durch das Tor. Mir ist so schwer zu Mute. Das Tor lässt sich nicht schließen.

Es menschelt in Feldkirchen

Am Sonntag, 19:30 Uhr, lesen und spielen wir in Feldkirchen. Hier der Artikel aus der Tips Urfahr-Umgebung. Zum Vergrößern einfach drauf klicken ...

Paradeiser

Paradeiser Sommer in Scheiben CC0 Pixabay/ulleo

Morgenstund

Dunst steigt aus den Wiesen, der Wald ist tropfenschwer. Ein Zauber liegt auf dieser Morgenstunde. Hasen! Mutter Reh und ihre Kitze. Und ich spaziere weiter in der stillen Au, als plötzlich über meine Stiefelspitzen ein Tier ins Stolpern kommt. Schwarze Augen, brauner Mantel, eine Daumen-Zeigefinger-Spanne klein. Ein Wiesel ist´s. Und schon verschwunden.

Nicole und Jonathan

Jonathan, reich, gut aussehend, mit einem losen Mundwerk. Nicole, still, unscheinbar und immerfort am Denken. An einem Wolkentag sitzen sich die beiden in der Cafeteria gegenüber und Jonathan knallt Nicole die Bücher auf den Tisch. Die Gemeinde Alberndorf und die Freunde zeitgenössischer Dichtung verleihen mir einen Anerkennungspreis beim Wettbewerb AKUT 11 und Nicole und Jonathan einen Platz in der Alberndorfer Anthologie Nr. 5. Tausend Dank! Ich bin glücklich. Und jetzt mach ich mir einen Kaffee!

Langeweile

Mir ist schwer in Kopf und Beinen. Das ist die Langweile. Regen fällt in dünnen Strichen. Ich starre aus dem Fenster, lange und trübe, wie der Tag.

Wespennest

An den Lamellen meiner Jalousie hängt ein Wespennest, ein kleines, mit drei Wespen, die emsig bauen. „Leider, ihr Wespen“, sage ich und gehe an die Kurbel. Die Wespen fliegen emöprt davon, als die Lamellen das Nest zerquetschen wie Papier, das man zerknüllt. Sie werden wieder kommen. Ich behalte jedenfalls die Jalousie im Auge.

Gurke

Gebogen, grün, mit Pusteln aus Erde. So liegt sie vor mir auf dem Küchentisch. Ich bringe sie zur Spüle und halte sie unter den Wasserstrahl. Das Wasser nutzt nichts. Ich muss die Erde mit dem Daumennagel abkratzen. Dann hachle ich die Gurke zu mintgrünem Gurkensalat. Manchmal esse ich Gurken auch ohne Dressing, in Scheiben geschnitten, zum Butterbrot.

sonnig

Zwei Sorten von Menschen gibt es, mit denen der Oberflächliche gern verkehrt. Reiche und jene, die mit einem sonnigen Gemüt gesegnet sind.

Der Zerrissene

Ich fahre ins Schloss Traun zur Hauptprobe von Nestroys "Der Zerrissene". Meine Schwester Angela Appenzeller hat mich eingeladen. Sie spielt Akkordeon im Sommertheater von 21. Juli bis 14. August immer mittwochs, donnerstags und sonntags ab 20.00 Uhr, Schloss Traun , bei Schlechtwetter im Schönbergsaal. Hier der Artikel dazu aus der Linzer Tips:

Tanz

Sie tanzen. Im Dunkeln. Im Wald. Zwischen Stämmen, Farnen, über dem Gras. Tausende Glühwürmchen.

Es menschelt ...

Angela hat für unser Programm Es menschelt ... einen Trailer erstellt, ein kleiner Vorgeschmack auf die Kabarett-Lesungen in Feldkirchen und Pucking. Datum, Uhrzeit, Orte gibt´s unter Auftritte . Viel Spaß beim Anschauen.

menschlich

Der Mensch wäre grün, Gras, mit Chlorophyl in den Adern und betriebe Photosynthese, anstatt Häuser zu bauen, die Luft zu beherrschen und zu fliegen wie die Vögel, im Krieg zu rauben, zu töten, wenn das Unmenschliche nicht menschlich wäre.

leer

Mir fällt nichts ein. Gar nichts. Ich schreibe, damit ich was schreibe, aber ich weiß nicht, was ich schreibe. Darum schreibe ich irgendwas. Das regt den Geist an, sagt man.

Mond

Der Mond ist rot heute Nacht, sagen die Sprecher im Radio. Ich warte auf den roten Mond. Finster ist´s, kein Stern zu sehen. Und dann taucht er auf, rosa und zart wie eine Qualle im Ozean. Ich staune über den quallenhaften Mond. Der Mond verdichtet sich, bis er voll und rot ist wie Edamer-Käse in Wachs. Der rote Käseball rollt in den Süden. Stück für Stück schält sich das Wachs vom Mond. Bis Mitternacht. Ab dann wacht der Mond über die schwarze Welt, blank und gelb wie eh und je.

Superschlau

Läuse! Und wie sie kleben! Millimeterklein und superschlau an der Unterseite der Blätter meines Basilikums. Wirklich schlau. Unten zu kleben. So schlau, dass ich dachte, die Läuse wären weg, nachdem ich den Topf mit dem Basilikum auf die Steinstufen in den Regen stellte, damit der Regen sie abwäscht. Ich schneide den Basilikum ratzeputz zusammen. So, Läuse! Damit habt ihr nicht gerechnet!

Schere und Papier

Ich sitze im Garten. Der Himmel ist nachtblau, die Fichte dunkel wie Scherenschnitt aus schwarzem Tonpapier. Schere und Papier. Papier und Klebstoff. Ewig lang ist´s her. Ich gehe zu Bett und träume von Scherenschnitten.

Willkommen

Die Zeit ist die Tür, die dauernd hinter uns zufällt. Manchmal aber, wenn ein Kind zur Welt kommt, öffnen sich Türen und wir rufen: "Willkommen im Leben!"

Holler

Ringsum duften Hollerblüten und ich denk an klebrig süßen Sirup. Wie hab ich mich verändert! Früher mochte ich nur Apfelsaft.

Erde

Menschen wachsen wie Blumen. Lasst die Erde leben, damit die Blumen blühen.

Schotter

Steine, hingeschüttet. Gesprenkelt wie Wachteleier. Beiger, weißer, grauer, kinderfaustgroßer, im Flussbett gewaschener Schotter, der glitzert, wenn er zerbricht. Katzengold nannte mein Opa das Glitzern.

Die kleinen Dinge

Ich pflücke für meine neue Vase Gänseblümchen, Kuckucksblumen, Hahnenfuß und Stiefmütterchen. Die Vase ist wunderschön, klein, mit geflochtenem Henkel, aus rotem Ton. Freude ist was Seltsamens. Sind´s die Blumen? Ist´s die Vase? Jedenfalls bin ich glücklich.

Baumbewohner

Der Birnbaum hat einen Spalt im Stamm, einen fünf Zentimeter schmalen, aber langezogenen Spalt. Der Spalt zwitschert, zetert, hackt und flattert. Wenn morgen die Sonne scheint, setz ich mich wieder hin. Vielleicht kommen die Vogeleltern, dann weiß ich, wer im Birnbaum brütet.

Pause

Eine Pause ist wie Wind auf der Terrasse. Beides klärt die Sinne.

Steckdose

Die Steckdose ist raus. Sie hängt an den Kabeln. Weil ich nach dem Haareföhnen immer am Stecker reiße. Mit Schwung und ohne Daumen, der dagegen hält. Mein Vater klemmt die Dose rein. „Weil du auch immer am Stecker reißt", sagt er, "beim nächsten Mal: Halt den Daumen dagegen!“

Kleinstadt

Was bitte war eine Kleinstadt? Ein Spatzennest, das war eine Kleinstadt. Nicht, weil ich sonntags durch´ s Küchenfenster sehen konnte, was Herr Steinberg auf seiner Terrasse trieb. Nämlich sein Müsli mit Pfefferminztee übergießen, was ich echt ekelig fand. Nein, eine Kleinstadt war ein Spatzennest, weil es nichts gab. Keine höheren Schulen. Keine Straßenbahnen. Nur einen Zug und der fuhr bloß einmal die Stunde nach Linz. Dabei war Linz auch nicht besser. Linz war ein Rabennest. Wien hingegen, mein geliebtes Wien. Wien war der Horst des Adlers. Auszug aus Treppensturz.

Alberndorfer Anthologie Nr. 4

Ich streiche mit den Fingern über den weichen Einband, stecke die Nase zwischen die Seiten und erschnuppere Papier. Papier und Buchstaben. Buchstaben und Märchen. Märchen und Geschichten. Geschichten und Gedichte. Gedichte und meine Sekretärin im Sammelband. Die Alberndorfer Anthologie Nr. 4 ist da und vereint die Preisträger von AKUT10 in einem Buch. Alberndorfer Anthologie Nr. 4 ISBN Nr: 978- 3- 99025-034-1 Preis: EURO 14,90 Softcover, 210 Seiten 14,5 x 21 cm Freya Verlag

Nachtaktiv

Die Katze liegt im Schatten unter der Gartenbank. Einmal, zweimal, dreimal, ... immer wieder renne ich an der Bank vorbei, emsig bei der Gartenarbeit. Jetzt geht die Sonne unter. Die Katze streckt sich, schärft ihre Krallen und schleicht hinaus auf´s Feld.

warten

Ich kauf mir ein rosa Sofa mit breiten Armlehnen. Auf die Armlehne lege ich eine Scheibe Krakauer. Vom Sofa schau ich auf den Bildschirm an der Wand. Wenn der Hund aus dem Bildschirm ins Zimmer springt und die Krakauer verschlingt, bin ich in der Zukunft.

Flankerl

Auf meinem Schreibtisch liegt ein Flankerl Staub. Man schrubbt den Parkett, man wischt die Platten. Staub kommt aus dem Nichts. Staub gibt niemals auf. Ich bewundere das Flankerl. Und plötzlich weiß ich, worüber ich schreibe.

Vogel sein

Als ich noch ein Mädchen war, wollte ich ein Vogel sein. Damit ich sehe, wie die Welt von oben ist. Jetzt lehne ich im dritten Stock am Fenster. Unten rennen Schultern über Zebrastreifen und auf grauen Bahnen rollen Zündholzschachteln. Ich möchte fliegen. Rüber zum Wald und Schlüsselblumen pflücken.

Die Geister, die ich rief …

Alles, wofür ich lebe, ist das wichtig? Schreiben, kochen, bio-kaufen? Nicht, wenn ich an Fukushima denke und ich denke dauernd an die Leute dort. Nicht, wenn ich im nächsten Moment höre, was Experten sagen: Der Gott sei Dank unwahrscheinliche Fall, dass viele Staaten aus der atomaren Energie aussteigen, würde den Ölpreis in die Höhe treiben. Ich will zurück zu den Kannibalen. Wo Experten am Spieß braten. Und träumen will ich auch. Den österreichischen Traum, von der grünen Energie. Doch heute hab ich ausgeträumt.

Fasching

Ich verkleide mich als Rentier, weil ich da endlich ein Geweih habe. Das war immer schon mein größter Traum, so ein mächtiges Geweih. Einmal, da hielt ich es nicht mehr aus. Also bin ich mit dem Kopf gegen die Mauer. Mach ich nicht mehr. ´s gab kein Geweih. Nur ein Nashorn.

Kindheit

Die Kindheit hängt man nicht weg, wie einen Mantel, der zu klein geworden ist. Sie ist ein Wörterbuch, dass du aufschlägst, wenn du mal nicht weiter weißt. Echt Scheiße, wenn sich rausstellt, dass das Wörterbuch in Wahrheit ein Krimi ist.

Saftorangen

Im Winter mag ich Orangen. Jetzt, wo der Frühling grüßt, mag ich sie immer noch. Doch bei denen Orangen, die vor mir liegen, ist das Weiße so bitter, dass ich es abziehen muss, bevor ich die Spalten essen kann. Ich schimpfe. „Lies mal das Etikett“, sagt meine Schwester im Vorbeigehen, „die sind zum Pressen.“ Auch gut, dann mach ich mir ein Glas Orangensaft.

Zeit

Im Wohnzimmer tickt die Uhr, türkisgrüne Zeiger, die nicht vorwärts wollen. Dreiundzwanzigmal schlafen, dann endlich ist Sommerzeit, Radfahrzeit, Zeit zum Draußenbleiben, Blumenpflücken, Laue-Nächte-Zeit.

Österreichisch

Der Hahn sitzt auf dem Mist oder auf dem Waschbecken. Der eine heißt Gockel, der andere Pipn. Die Rotzpipn ist ein freches Kind, manchmal aber, wenn wir einen Fetzen zwischen Daumen und Zeigefinger klemmen und ordentlich rein blasen, ist´s die Nase, die zur Rotzpipn wird. Weitere Bezeichnungen für das menschliche Organ des Riechens: Rotzglockn, Rotzrinne, Rotzercker, Rotzriassl, Riachdippl, Zinkn, Heamper. Österreichisch will gelernt sein. (PS: Ich wette, da gibt´s noch mehr)

Regen

Grauer Himmel, graue Straßen. Regen fällt er auf meine Stiefelspitzen, perlt in Tropfen mit orangem Schimmer, denn in ihnen spiegelt sich die bunte Reklame an der Wand.

Krapfen

Ich esse meinen Faschingskrapfen, langsam und mit geschlossenen Augen. Mmh, Marille und Rum. Dabei gibt´s heuer jede Menge Sorten. Erstens, der Krapfen mit Vanillepudding, wenn nicht mein Freund, so doch ein alter Bekannter. Dann der Krapfen mit Schokoüberzug und Streusel, der eigentlich ein verkleideter Donut mit Cremefülle ist. Neu im Angebot: Powidlkrapfen mit Zuckerguss. Flach, als wär einer drauf gesessen. Was ist daran krapfig, wenn er nicht mal rund ist? Mir scheint, ich bin altmodisch.

gestern

Der gestrige Tag war erfrischend. Vielleicht, weil ich nichts geschrieben habe, nicht mal dran gedacht.

Egoist

Treffen sich zwei Egoisten. Sagt der eine: "Es geht mir gut." Sagt der andere: "Mir auch."

Tango Cinco

Angela Appenzellers Tango-Quintett spielt am Sonntag, 13. März um 15.00 Uhr beim Jazzweekend in der Landesgalerie . Ein kleiner Vorgeschmack ...

Alles hölzern!

Heute bin ich Journalistin. Auf meinem Din-A4 sitzt Miriam, meine Hauptperson. So recht will mir der letzte Absatz der Geschichte nämlich nicht gelingen. Handlung, Figuren – alles hölzern! Miriam zieht die schmalen Schultern hoch, ihre eisblauen Augen hängen an meinem Kugelschreiber. Blass ist sie auch. Und schweigsam. Ich frage meine Hauptfigur geduldig und dann sprudelt doch aus ihr heraus, was sie so hält von Niccoló. Bingo! Jetzt kann ich zu Ende schreiben.

Wolkensonne

Die Sonne franst aus, wenn sie hinter Wolken brennt. Wie Lampen hinter Rauchschwaden über den Tischen im Pub. Ich lächle vor mich ihn, während ich gehe. Endlich kann ich mit freiem Auge ins Gelbe sehen.

Punkt

Auf meinem Zettel klebt ein roter Punkt und der hat Kanten. Rund, eckig, klein? Wann ist ein Punkt ein Punkt?