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Posts

Es werden Posts vom Juni, 2012 angezeigt.

Gedanken fließen

Schreiben ist Gedanken fließen lassen, schreibe ich. So ein Schmarren, denke ich und kratze mich am Hinterkopf. Ich soll was produzieren. Aber meine Gedanken vertrocknen. „Ich hab eh was produziert", mault mein Kopf. „Gedanken fließen lassen“, brumme ich, „das hast du irgendwo gelesen. Das kenn´ ich. Und mir servierst du´s.“ „Nah bitte, dann fällt mir halt nichts ein!“ Mein Kopf zieht sich beleidigt zurück Er wird ganz schwer. Ich stütze mein Kinn mit der Hand ab. Mit gekrümmten Rücken sitze ich da und starre gerade aus dem Fenster. „Jetzt hab ich´s!“ Ich fahre in die Höhe. „Was hast du?“ Mein Kopf ist ganz fahrig. „Schreib´s auf! Schreib´s auf!“ „Unser Gespräch? Echt?“ „Nah klar! Nah klar!“

Der längste Tag im Jahr ...

... stimmt mich traurig. Der Sommer hat doch noch gar nicht angefangen. Ich meine, der Sommer, der fängt bei mir an, sobald Ferien sind. Da bin ich geprägt, obwohl ich seit langem keine Ferien mehr habe, sondern Urlaub. Ich bin gespannt wie lange die Prägung anhält. Ich meine, denke ich mir mit vierzig immer noch, dass Sommer ist, wenn die Ferien beginnen? Mit vierzig bin ich länger aus der Schule als ich an Jahren in der Schule war. Ich glaube, es ändert sich, sobald ich in Pension bin. Weil ich dann immer frei habe und mich nicht mehr aufs Freihaben freuen muss.

Kiebitz

Vor mir liegt das Zuckerrübenfeld. Irgendwo, verborgen zwischen den krautigen Blättern, schreit etwas. Die Schreie erinnern mich an das Miauen der Mäusebussarde, wenn sie hoch am Himmel ihre Kreise ziehen. Ich beschatte die Augen. Kein Bussard in Sicht. Nur Kiebitze stelzen durch die Rübenblätter. Mein Hund jagt mit heraus hängender Zunge an mir vorbei. Das Miauen im Rübenfeld verstummt. Nur mein Hund japst in der Stille. Dann geschieht etwas, das ich aus Tierfilmen kenne. Als hätte einer von ihnen ein Zeichen gegeben, das meinen menschlichen Augen verborgen blieb, flattern von überall Kiebitze aus den Rüben – noch hinein ins Himmelblau. Mit miauenden Schreien stürzen sie auf die Erde nieder. Mein Hund weiß nicht, wie ihm geschieht, als die Kiebitze auf seinen Rücken hacken. Er nimmt Reißaus und jagt den Feldweg zurück, den wir gekommen sind. Die verteidigen ihre Küken, denke ich und schaue den schwarzweißen Vögeln beim Landen zu. Jetzt, wo sie wieder durch die Rüben staksen, ist alle

Fotos

Aus meinem wohlverdienten Spaziergang wird nichts werden, denn es gießt in Strömen. Also lade ich die Fotos von der Langen Nacht der Kirchen hoch. Jetzt verstecke ich dem Hund das Spielzeug hinter der Couch und lasse ihn suchen. Ich sitze schon viel zu lange vor dem Computer.

Bericht: Lange Nacht der Kirchen

Das hohe Kirchenschiff hatte mich eingeschüchtert. Nachmittags lag ich auf dem Balkon - eingewickelt in meine gelbe Decke, der graue Himmel über mir - und ging im Geiste meinen Auftritt durch. Da war ich noch cool. Dann, als Angela, Gerald und ich in der Kirche ankamen, packte mich das Lampenfieber wie ich es nicht kenne. Was, wenn die Leute nicht lachen können, weil Kirche und Glaube ernsthaft sind? Ich begann mit der Geschichte von Conny, deren Mutter beim Bügeln den Familienurlaub plant. Da und dort gespannte Gesichter. Mein Herz hämmerte, während ich meine Stimme den Figuren anpasste. Und dann ... Lachen. Applaus. Da war alles gut. An alle Zuhörer und Zuschauer: Danke, ihr habt mir Mut gemacht!