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Posts

Es werden Posts vom März, 2010 angezeigt.

Ameisen

Auf dem Weg liegen Steine. Im Zickzack laufen Ameisen darüber. Ich beuge mich vor und verdecke die Sonne. Da verkriechen sich die Ameisen, als ahnten sie, wer Schatten wirft, bringt Unheil. Später lese ich nach. Spechte fressen Ameisen. Aber auch das Wildschwein.

Mittagspause

Hunger - ich träume von Schinkenröllchen, Käse und rotem Paprika, von Kaffee, von süßer Topfencreme. Es kommt mir vor, als hätte jemand durch meinen Bauch einen Tunnel gegraben und alles gestohlen, was jemals drinnen war. Zum Glück ist bald Mittagspause.

Seifenkönig

Seife? Wie wird sie gemacht? Als Kind stellte ich mir vor, Seife rührt der Seifenkönig; ein Zwerg, der einen Schemmel braucht, damit er über den Rand des Seifenkessels gucken kann. Jetzt steige ich bei Google ein. Wasser, Kokosfett, Ätznatron - mir schwirrt der Kopf. Ehrlich, der Seifenkönig ist mir lieber.

Boten

Ich trage eine Regenhaut. Die Wiese ist matschig. Bei jedem Schritt quatscht sie, wie ein altes, stimmloses Weib. Es regnet in Strömen. Ich komme zu einer Hecke. Tropfen hängen an den Zweigen, dazwischen winzige Knospen - Boten des nahenden Frühlings. Erleichtert gehe ich weiter. Plötzlich erscheint mir sogar der Regen dünner.

Zahnschmelz

Ich betrete die Praxis, es riecht nach Desinfektionsmittel. Ein Vorgeschmack. "Spritze?", fragt der Zahnarzt. Ich schüttle den Kopf und er fängt an zu bohren. Um mich abzulenken, konzentriere ich mich auf meinen Bauch - soweit das geht, bei dem Gesirre und meinem Kiefer, der vibriert, als stemme jemand mit dem Bohrhammer eine Betonmauer nieder. Da fällt mir ein, Zahnschmelz ist der härteste Stoff unseres Körpers. Ob sich mit Säure auch Betonmauern zersetzen ließen?

Halsweh

Mein Hals kratzt. Ich binde ein blaues Halstuch um, es passt zu meinen Augen. Dabei hatte ich gehofft, den Winter gesund zu überstehen. Vielleicht hätte ich doch Stiefel anziehen sollen, anstatt mit eingerollten Zehen im Schlafanzug in der Haustür zu kauern, als der Hund in die Büsche wollte.

Nelke

In der Vase auf meinem Schreibtisch steckt eine Nelke. Jeden Tag schlüpfen weitere Blütenblätter. Ich freue mich auf morgen. Dann wird sie blühen. In voller Röte.

Vampir

Ich lese gerne Fantasy. Als ich im Wirtshaus sitze, denke ich über ein Schwein nach, das zum Vampir wird. Der Ringelschwanz ist der Propeller, deshalb fliegt es mit dem Rüssel nach unten. Es ernährt sich von Blut. Sonst wäre es kein Vampir. "Was gibt´s als Tagesgericht?", frage ich den Wirt. "Blutwurst."

Äpfel

Das Pferd nimmt den Apfel von meiner Hand. Es kaut und schmatzt, während ich striegle. Süß riecht es im Stall. Ich denke an meine Kindheit, sehe mich sitzen am Küchentisch. Wie oft habe ich für meine Schwestern Brei gerieben aus Biskotten und saftigen Äpfeln?

Wald

Der Wald ist die älteste Stadt, es wimmelt in jeder Etage.

hören

Der Drucker spinnt. Warten auf Daten, blinkt er. Auch das noch. Ich gehe in die Küche, trinke ein Glas Wasser und lausche, ob der Drucker das Papier einzieht. Stille. Vielleicht höre ich bloß schlecht. Als ich zurück komme, schreibt er immer noch: Warten auf Daten. Naja, denke ich, wenigstens ist Verlass auf meine Ohren.

Marienkäfer

In meiner Milch schwimmt ein Marienkäfer. Die dünnen Beine strampeln in der Luft. Mir ekelt. Dann habe ich Mitleid. Ich greife nach dem Löffel, schöpfe das Tierchen ab und trage es zu den Primeln am Fensterbrett. Lange braucht der Käfer, bis er vom Löffel klettert. Blass kommt er mir vor und weiße Pünktchen hat er, als sammle sich die Milch an den Stellen, die normalerweise schwarz sind. Wie in einer Pfütze.