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Es werden Posts vom Oktober, 2015 angezeigt.

Bandwurm

Ob es jemals den Versuch gegeben hat, gefühlte Sorge zu beschreiben? Für mich ist´s wie ein Bandwurm, der sich durch die Gedärme windet und langsam, ganz langsam den ganzen Mensch befällt.

stehaufhunderl

Mein Hund ist ein Stehaufhunderl. Wir machen wieder halbstündige Spaziergänge. Ich schlendere im Nebel. Er trabt, bremst, schnüffelt, trabt. Hinterher ist er müde. Aber nicht genug um aufs Bellen zu verzichten, wenn ein Radfahrer hinter der Heckscheibe auftaucht, sobald ich ihn auf der Heimfahrt mit dem Auto überhole. Früher hatte ich wenig Verständnis für faule Hundebesitzer, die ihre Hunde zu den Spazierwegen kutschieren, das Auto in der Wiesen parken, die Heckklappe aufreißen, den Hund herausklettern lassen, ein paar Meter den Weg entlang schlurfen und bei jedem Grasbüschel eine Fünfminutenpause einlegen, an dem der Hund zu schnüffeln beschließt. Heute weiß ich: so mancher Mensch ist nicht gehscheu. Sein Hund ist alt.

Seidenpapier

Mancher Morgen im Herbst ist so schön. Wie der heutige. Die Luft feucht, das Licht gefiltert wie durch rotes Seidenpapier. Alles im Park ist rot durchdrungen: die Rasenflächen und die Erde in den Rabatten, der Brunnen und die Steinfigur – alles, alles um mich. Woher wohl der Rotton kommt? Ich hebe den Blick, folge den Stämmen hinauf in die Kronen. Das Laub hat umgefärbt.

altern

Ich habe viel über meinen Hund erzählt. Er hat mich auf meinen Touren begleitet, mich zum Lachen gebracht und mir unzählige Geschichten zu erzählen ermöglicht. Jetzt lehrt er mich das Altern. Sein Körper hat sich verändern. Die Wirbelsäule steht heraus, ich kann seine Rippen zählen. Dafür hat er einen Bauch bekommen. Wenn wir eine Zehn-Minuten-Runde schaffen, hat mein Hund einen guten Moment. Und trotzdem liebt er das Leben. Wie sonntags, wo er unbedingt einen Abhang hinunter kraxeln musste. Später schob ich ihn herauf.

der Zeit voraus

Im Garten steht eine Fichte, vollbehangen mit Zapfen in hellbrauner Farbe. Auf ihrem Wipfel hockt eine Taube, wie der Weihnachtsengel auf der Christbaumspitze. Ich muss grinsen. Es ist Oktober und ich denke beim Anblick einer Taube ans Christkind.

mehr Farben

Du besitzt mehr Farben als ich lila, weiß, rosa, aquamarin Schwester Du musizierst und malst und schreibst in pink, purpur, Butterblume manchmal Du liebst, lebst träumst jeden Tag mit all deinen Farben love you CC0 Pixabay/suju

Eiszeit

Was für ein bedrohliches Naturschauspiel! Bei meinem Spaziergang gestern über die Felder schaute ich irgendwann zurück auf den Ort, aus dem ich losgegangen war. Häuser drückten sich an die Hänge, bunt zusammengewürfelt, der Kirchturm nicht höher als das höchste Haus am höchsten Hügel. Aber dahinter! Eine Wolkenwand saß dem Ort im Nacken; länger als die Hügelkette, scharf geschnitten wie ein Eisberg. Meinen Wohnort so zu sehen – die Häuser, die Hügel und die Eiswand! – verschaffte mir ein mulmiges Gefühl.