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Es werden Posts vom Februar, 2010 angezeigt.

Frühling

Der Regen wäscht den Schnee von den Wiesen. Unter meinen Schuhen knirscht der Rollsplit. Es riecht nach frischer Erde. Ich strecke die Arme aus, lege den Kopf in den Nacken und lache. Der Frühling kommt.

Hosen

Ich beschließe, einen Rock zu kaufen. Mit Muster. Oder ohne. Grau. Vielleicht auch bunt. Ich suche mich durch die Stücke auf der Stange, probiere, studiere. Kratze mich an der Stirn. Am Ende bezahle ich Jeans. Mein Kleiderschrank ist voll mit Hosen. Die passen immer.

lächeln

Nebel in der Stadt. Er kriecht durch die Ritzen meines Mantels. Frierend ziehe ich die Schultern hoch. Eine Frau begegnet mir. Sie lächelt. Was gibt´s zu lachen bei dem Wetter, denke ich noch. Da merke ich, dass sich meine Laune hebt. Beschwingt schreite ich aus. Grinsend.

riechen

Rieche ich Motoröl, wird mir schlecht. Kombiniert mit gemähtem Gras hingegen liebe ich es, denn Gras und Motoröl bedeuten für mich Freiheit. Ich komme vom Land. Im Sommer sind Motormäher dort allgegenwärtig. Am meisten nervt mich Tabak. Es gibt allerdings einen Raucher, den ich so gerne mag, dass ich schnuppere, wenn er vor sich hin qualmt. Verrückt eigentlich.

Bienenflug

Heute fliegen die Bienen. "Ein Reinigungsflug", erklärt meine Schwester. Sie ist Imkerin. Eine Biene krabbelt über den Schnee. Ihr Hinterleib zittert. Neugierig beuge ich mich vor. Da breitet sie die gläsernen Flügel und summt davon. Meine Schwester erklärt: "Im Winter fressen die Bienen wenig. Die Verdauungsreste sammeln sie in ihrer Kotblase. An sonnigen Tagen leeren sie diese aus." "Wie heute", sage ich. Lächelnd blickt meine Schwester zum Stock hinüber. Es herrscht buntes Treiben. "Genau."

Karotten

Auf meinem Teller liegen gelbe Rüben. Klein gehackt. Sie schmecken vorzüglich und erstaunlicherweise nach Karotten. Ich schiebe Messer und Gabel beiseite. Mitten am Tisch steckt in der Halterung die Speisekarte. Vorhin, als der Kellner die Bestellung entgegen nahm, hatte ich ohne viel nachzulesen gewählt - Hacksteak mit Wintergemüse. Nun interessiert mich doch, was genau ich esse. In der Speisekarte steht: Gelbe Karotten. Nanu? Ich dachte, die wären alle orange?

Schneeschmelze

Weiße Polster zwischen den Stauden. Ich drücke meine Finger in den Schnee und spüre, wie die Eiskristalle schmelzen. Es prickelt auf der Haut. Obwohl die Luft beim Ausamten gefriert, fühlen sich meine Finger plötzlich warm an. Wie beim Kneipen, denke ich, gut für die Durchblutung.

Autofahrer

Ich zähle mich zu den Lümmlern. "Wie du drinnen hängst!", ruft meine Mutter, "kannst du so fahren?" Ich zucke mit den Schultern und schiebe rückwärts aus der Einfahrt. Eigentlich könnte ich ausprobieren anders zu sitzen. Ich drehe den Knauf an meinem Sitz unten links. Die Lehne richtet sich auf. Mein Rücken ist kerzengerade. Ich komme mir vor, wie eine Patrone in der Pistole. Kurz vorm Abschuss. "Wie man so fahren kann."

Schokolade

Ich liebe Schokolade. Süß und herb zugleich zergeht sie. Die braune Farbe ist mir egal. Braune Äpfel hingegen finde ich eklig, braune Stellen schneide ich heraus. Dabei weiß ich nicht einmal, wie ein solcher Apfel schmeckt. Gekostet habe ich nämlich nie. Daran dachte ich, als ich heute aus der Konditorei auf den Gehweg trat. Mit einer Tüte Himbeerpralinen, überzogen von dunkler Schokolade.

Höhlenhausen

Warum leben Menschen in Häusern? Als Kind stellte ich es mir heimlig vor, in der Erde zu wohnen. Am besten in Hängen mit Südlage. Dann könnten kleine Giebel mit Fenstern aus dem Hang ragen, ziegelgedeckt. Denke ich die Klimaproblematik, würde ich am liebsten Zahnbürste und Tuchent packen und in die Erdhöhle meiner Kinderträume ziehen. Man bräuchte weder Öl noch Gas. Erde hält sowieso warm.

Denksport

Ich bin auf dem Weg ins Büro. Der Berufsverkehr wälzt am Gehsteig vorbei. Abgase, wo immer man die Nase hinhält. In meinem Kopf drehe ich die Sätze aus den beiden ersten Beiträgen. Jeden weiß ich auswendig. Kein Wunder, ich habe lange genug daran gefeilt. Ich denke über Beistrichsetzungen nach; überlege, ob "ich schaue überrascht auf" besser klingt, als "überrascht schaue ich auf". Das mache ich immer so. Beim Gehen formuliert sich´s am besten. Allerdings eins darf mir hinterher nicht passieren: Vergessen.

verwandt

"Sie sieht aus wie meine Kusine", sage ich, "das muss ihre Mutter sein, auf dem Foto. Als sie noch ein Mädchen war." Ich nehme die vergilbte Fotografie aus dem Album und halte sie meiner Großmutter hin. Es kann gar niemand anderer sein, denke ich. Die blonden Haare, das bekannte verschmitze Grinsen. Es ist erstaunlich, wie meine Kusine ihrer Mutter im Alter von zehn Jahren ähnelt. Großmutter betrachtet das Foto gründlich. Schließlich sagt sie: "Die Mutter deiner Kusine ist das nicht." Nicht Mutter und Tochter? Wer könnte das Mädchen sonst sein? Eins ist gewiss: Meine Kusine und die Person auf dem Foto müssen verwandt sein. Ich grüble. Was steckt in mir von meinen Ahnen? In meiner Kusine jedenfalls eine ganze Menge. Großmutter sagt: "Das Mädchen auf dem Foto ist die Tochter meines Bruders. Eine Großkusine also."

Schnee

Ich halte mich für sportlich. Ganz vorne hechtet der Hund. Taucht ein ins Weiß, taucht auf. Ich frage mich, woher nimmt er die Kraft? Lange sind meine Beine gegen die seinen und doch schnaufe und schwitze ich. In der Spur, die mein Begleiter vor mir austritt. Ich glaube, ich muss da was überdenken - bezüglich sportlich sein.