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Es werden Posts vom September, 2015 angezeigt.

Sieben Minuten

Was für ein Tag gestern! Heute noch merke ich: So viele Hochs und Tiefs muss ich erst verkraften. Der Arbeitstag gestern verlief erfolgreich, was mich in Hochstimmung versetzte. Daheim erfuhr ich, dass mein herzkranker Hund umher gesprungen war, wie ein junger. Noch einer, der einen guten Tag gehabt hatte, schlussfolgerte ich zufrieden, packte meine Reitsachen und ab in den Reitstall. Mein Pferd wartete am Gatter, was bedeutete, dass es sich auf die Arbeit freute. Ich war glücklich. Unser Training war super. Später schaute ich eine DVD. Als Mister Elton zu Miss Woodhouse in die Kutsche stieg, polterte es in meinem Schlafzimmer. Mein Hund tauchte in der Tür auf, torkelte mit Schlagseite auf mich zu. Kurz bevor er mich erreichte, kippte er zur Seite. Ich drückte die Fernbedienung und stürzte zu ihm. Der Hund erhob sich, aber seine Beine rutschten weg. Ich schob meine Hand unter sein weiches Gesicht, streichelte seine Wange und liebkoste die haarige Nase. Sein Atem ging wie nach einem

schmutzig

Gegen Mittag drehten sie das Wasser ab. Ich hielt die teigverklebte Rührschüssel ins Spülbecken und öffnete den Hahn, als ich es bemerkte. Rinnsal statt Wasserstrahl. Mit einem Krug versuchte ich das Wasser aufzufangen. Viel habe ich nicht mehr aus der Leitung lassen können. Gerade genug zum Trinken. Stunden später komme ich mir schmutzig vor. Ich habe den Hund gekrault und bin auf dem Klo gewesen. Der Spülkasten war noch voll, aber die Leitung versiegt. Aufs Händewaschen musste ich verzichten. Wahrscheinlich ist es ohnehin ein Luxusleiden, sich nach einem halben Tag in einer sauberen Wohnung wie ein Dreckfink vorzukommen. Wie erst fühlt man sich zu Fuß, ohne Wechselkleidung und Duschgelegenheit auf einer wochenlangen Flucht?

Kellerfenster

Schaue ich aus dem Fenster, sehe ich nicht viel, nur das Nachbarhaus. Mein Fenster ist so hoch über meinem Schreibtisch, dass sich die Straße vor mir verbirgt. Manchmal huschen quer halbierte Köpfe vorüber. Bis zur Stirn reicht den Passanten mein Fenstersims.

Hinterm Bahnhof

Kennt ihr das? Man siehst etwas und gibt im Geiste einen Kommentar ab? So ging es mir heute hinterm Bahnhof auf dem Weg zur Arbeit. Ich machte eine Beobachtung und dachte: Äh, guter Mann, Ihnen ist schon klar: Sie verstecken sich hinter einer Glaswand beim Pinkeln?

Herzsommer

Draußen ist es grau und ich bin froh darüber. Endlich tankt dieser Sommer ab. Mein Sommer wäre es gewesen – heiß und trocken; jeden Morgen raus aus der Tür in Sandalen mit frisch lackierten Zehennägeln – hätte nicht mein Hund mit seinem Herz gerungen. So lebte ich meines Hundes wegen in Angst vor jedem Morgen und dem nächsten drückend heißen Tag. Denn ich liebe meinen Hund und will ihn noch behalten. Die Hitzewelle ist vorbei, sagen sie im Radio. Ich freu mich über jede Wolke und erlaube mir zu träumen: von ein paar Wochen mehr mit meinem Hund.