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Posts

Es werden Posts vom 2014 angezeigt.

Die drei Zauberer

Es gibt sie, die Zauberer, nun weiß ich´s genau. Mächtige Zauberer sind es, die Siedlungen verwandeln. Und plötzlich ist aus dem Ort, der sich das ganze Jahr über an die Hügel drückt, eine Ansammlung von Bauklötzen geworden. Aus der Ferne blicke ich auf die Siedlung aus Blauklötzen. Bunt sind sie; zitronengelb und himmelblau, blütenrosa und mausfarbe. Auf jedem Klotz sitzt ein Hut in weiß. Weiß auf zitronengelb, weiß auf himmelblau. Der höchste sitzt auf einem Baustein, der hervorragt wie ein Kirchturm - und ja: überzeugt war ich bei jedem meiner Spaziergänge über die Felder im Sommer, dass dies der Kirchturm sei. Und heute stehe ich auf dem Feld und weiß, die Zauberer heißen Winter, Schnee und Eis.

Schschgrr

Der Hund entdeckte beim Spaziergang etwas, das ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Ich trat neben ihn, um zu sehen was es war. Zu unseren Füßen fiel der Boden zum Fluss ab. Nur ein schmaler Pfad zwischen Holler und Dornen führte nach unten. Der Pfard war nicht breiter als die Schultern des Hundes. Hier sprang der Hund im Sommer täglich hinunter in die Gusen, lief am Ufer auf und ab, plantschte, hielt nach Fischen Ausschau und fing doch nie welche. Rief ich ihn, zog er sich mit allen Vieren mühsam den Hang hinauf; einem Zweibeiner wäre es unmöglich gewesen heraufzukommen. Genau bei dem Pfad standen wir heute. Unten lagen die Ränder der Gusen in eisiger Ruhe zugefroren. Aber in der Mitte! Da rauschte das Wasser vorwärts. Eisschollen trieben dahin, nicht größer als zwei Handflächen; sie drehten sich im Strudel, strebten weiter und rieben an den scharfen Kanten des Eises an den Ufern. Ein leises Schaben. Dann Stille. Und wieder: schschgrr, schschgrr. Zu viel für den Hund! Es entfuhr ihm

Weihnachtspost

post zur weihnachtszeit zeitgenuss für dich und mich ich dichte, du liest du schreibst für mich auch zeitgenuss für dich und mich post zur weihnachtszeit

einwintern

Die Menschen bereiten sich auf den Winter vor. Am Domplatz hüllen zwei Männer einen Oleander in ein grünes Tuch. Bis jetzt hat der Strauch vor dem Restaurant beim Dom gestanden. Nun schieben die Männer eine Sackrodel unter den Blumentopf und karren den Oleander ins Winterquartier.

Christkindlmarkt

Ende Oktober bauen sie den Christkindlmarkt auf. Vollbelaubt stehen noch die Platanen im Park. Aber sie bauen den Christkindlmarkt auf. Zuerst legen sie den Holzboden über die Wiese im Park. Dann kommen die LKW mit den Hütten gefahren. Ich schaue dem Stapler zu, wie er die Gabel unter die Hütte schiebt, sie aufspießt, hochhebt, zurückschiebt, umkehrt, balanciert, absenkt, auf den Holzboden platziert, zurechtrückt, die Gabel unter der Hütte hervorzieht. „Murano Glas“ steht auf einem Holzschild auf der Holzhütte, "Aus eigener Erzeugung“. Wie geht das? Glas aus Murano, der Glasbläserinsel Italiens, eigenerzeugt von einem Holzhüttenstandler des Linzer Christkindlmarkts? Lebt der übers Jahr am Meer, um sein geblasenes Glas im Advent bei uns zu verkaufen? Oder bläst er mit der Technik aus Murano zuhause in Linz oder Leonding oder Liebenau oder sonst wo? Man muss nicht alles glauben, aber schön wird sie doch sein, die Holzhüttenwelt am Christkindlmarkt.

Werde ruhig

Lege dich einmal in der Woche auf die Erde unter einen Baum. Liege und spüre den Boden, der hart ist, und registriere, wie sich der Himmel über dir spannt. Betrachte den Baum. Betrachte, wie seine Äste sich gegen den Himmel recken, wie sie versuchen, ihn zu berühren. Und dann werde ruhig. Ruhig in deinen Beinen und ruhig in deinen Armen, ruhig im Geist. Denn: Auf der Erde liegend in die Bäume schauen, ist die beste Methode, um vollkommen ruhig zu werden.

Auf da Bühne

A Moment is schnell verflogen verblasst in da Erinnerung. Jetzt denk i ma, i stand gern wieda da droben – mit dir hinter mir. I waß, es kann ma nix passieren, denn wir zwa – wir san a Team! Und schaun a Tausende von unt nach oben, schaun auf des, was wir da tuan. I waß, es kann ma nix passieren – wir zwa san a Team. Du und i. Und damits amoi gsagt is, sag i dir, i hab di liab. Wurscht was gewesn, wurscht was uns a bliat. Du bist für mi a Kraft zum Leben. Du bist a Teil von mir. Und damits jetzt amoi gsagt is, sag i dir, i hab di liab.

vom Wachsen

Ich sehe ihr zu, wie sie wächst. Eigentlich sehe ich nichts. Das ist ja das Komische an den Blumen. Täglich sind sie größer, wenn man sie anschaut. Aber schaut man sie an, dann sind sie still. Wie grüne Statuen. Keine Knospe bricht plötzlich auf, sodass man zusehen kann mit bloßem Auge. Ja, es ist wahrlich das Komische an den Blumen, dass man nichts sieht von ihrem Wachsen. Nur irgendwann blühen sie dann.

Das erste Mal

Es ist das erste Mal. Ich schäle mich hektisch aus meinem Mantel, werfe die Stiefel in die Ecke. Gegessen wird später. Es kann nicht schnell genug gehen. Endlich läuft der PC. Jetzt kann ich schreiben. Bei dem Gedanken werde ich ruhig und behutsam lege ich meine Fingerkuppen auf die Tastatur. Tipp, tapp, tipp. Ich fange an zu tippen. Schreiben ist Meditation. Friede und Freiheit. Was bin ich froh, dass ich vorhin im Zug die Schreiblust verspürte. Zum ersten Mal seit etwa einem Jahr.