Als ich noch ein Mädchen war, wollte ich ein Vogel sein. Damit ich sehe, wie die Welt von oben ist. Jetzt lehne ich im dritten Stock am Fenster. Unten rennen Schultern über Zebrastreifen und auf grauen Bahnen rollen Zündholzschachteln. Ich möchte fliegen. Rüber zum Wald und Schlüsselblumen pflücken.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels