Heute will ich hinaus. Will die Sonne auf meiner Haut. Der Wind soll mir die Röte ins Gesicht blasen. Ich will zertretene Birnen auf den Straßen, dazwischen vertrockente Blätter, denn jetzt ist das Später, an das ich im Sommer dachte, als mich die Hitze zum Faultier auf der Gartenbank machte. Ach, wäre doch gestern. Da lief ich hinaus. Ich spürte die Sonne auf meiner Haut und den Schatten im Wald. Warum war mir so kalt? Ich lief schneller, da war mir noch kälter. Ich wollte heim, einfach nur rein, mich am besten gewickelt in Decken hinterm Ofen verstecken.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels