Der nasse Kies unter meinen Stiefeln
riecht modrig, nach Regen, nach Herbst. Ich ziehe den Reißverschluss
der Jacke zu. Meine Hände vergraben sich in den Hosentaschen. Wenn ich beim Gehen die Augen schließe
und die regennasse Schotterstraße ausblende, kommt mir der Sommer in den Sinn, als der Schotter
nicht nach Straße und Herbst roch, sondern nach Freiheit am Baggersee.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels