Sie ist alt und hat einen Stock. Die Spitze schleift hinter ihr her über
den Gehsteig.
Plötzlich verharrt sie, hebt den
Stock. Ich hole die Alte ein. Da sehe ich es.
Etwas, das klein ist, liegt in ihrer Linken. Sie zeigt dem Etwas mit
dem Stock fuchtelnd die Stadt. Mein Gott, denke ich, wieder so eine
Verwirrte. Im Vorbeigehen werfe ich einen Blick auf ihre bleiche
Hand. Ich will wissen, was sie da hält. Schlagartig ist mein Mund trocken wie die Sahara. Ein
Foto von einem Baby. Noch im Bus denke ich an die alte Frau.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels