Es regnet in Strömen. Die Luft ist lau. Ich habe Rhabarberkuchen gebacken. Während ich in der offenen Balkontür stehe, überlege ich mir, wie friedlich die Welt plötzlich ist. Vorallem der Regen. Sein gleichmäßiges Rauschen. Die Stille, die mit ihm gekommen ist. Die Nachbarn haben aufgehört zu streiten. Oder sind ins Haus gegangen. Nachher werde ich ein Stück Rhabarberkuchen essen. Vielleicht in der offenen Tür. Vielleicht hört der Regen aber auch auf und ich gehe spazieren.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels