Ich schaukle gemächlich durch den
grünen Wald. Plötzlich steht mein Pferd still, senkt den Kopf und
rupft das Gras. Ich stütze den Arm am Sattelhorn und warte bis es
weiter geht. Heute hab ich Zeit. Heute ist mein Seelentag. Darum lass
ich die Seele schaukeln, solang mein Pferd sie schaukeln mag.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels