Ich habe Blut geleckt. Nein! Ich habe wieder Blut geleckt. Bühnenblut. Die Zusammensetzung ist emotional explosiv: eine Prise Anspannung, ein Löffelchen Ichwillweg, etwas Ecstasy, damit das Herz rast und ich die Zeit verliere, Lachen aus dem Publikum, Konzentration, Bravo-Rufe, die Verbeugung und dann ... Ruhe. Unendlich glückselige, tiefe, heilige Ruhe in mir, während der Applaus tobt. Das ist der Geschmack des Bühnenblutes.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels