Seltsam. In der Hektik des Alltages wünsche ich mir oft nichts sehnlicher, als sein zu dürfen. Innehalten. Einfach lesen. Langeweile spüren bis die Inspiration kommt. Dann träume ich von meiner Kindheit, damals hatte ich Zeit im Übermaß. Wie viele Ideen daraus geboren sind. Mein ganzes künstlerisches Ich verdanke ich diesem Übermaß an Zeit in meiner Kindheit. Seit einer Woche habe ich Zeit. Ich bin krank und schlage die Zeit tot. Es ist grauenhaft. Da liege ich im Bett und überlege, noch bis zehn Uhr liegen zu bleiben, weil der Tag damit eine Stunde kürzer würde ... Wie sehne ich mich nach der Arbeit, nach Geschäftigkeit, nach dem Nicht-wissen-wo-einem-der-Kopf-steht vor lauter Möglichkeiten. Ich glaube, ich fange jetzt schon an, das Altsein zu fürchten. Wer richtig alt wird, hat ja auch Zeit über Zeit. Vielleicht ist das Aushalten der Tage für Superalte die härteste Übung, die das Leben bereit hält.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels
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