Kann man eine Geschichte in zehn Zeilen erzählen? Mal sehen, ob mir dies gelingt. Als Bloggerin brauche ich eine neue Herausforderung. Die Erkenntnis kommt mir auf dem Weg zum Kopierer. Blatt für Blatt spuckt das Riesending aus, es rattert und brummt. Die Ausdrucke brauche ich später. In Gedanken bin ich bei meinen Zehn-Zeilen-Geschichten. Sie sollen mehr sein, als Erzählungen aus meinem Alltag. Was ich brauche ist ein Protagonist, eine Prämisse und eine Verpackung. Fertig ist die kurze Kürzestgeschichte. Klingt einfach. Mal sehen, ob das stimmt.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels