Bei einem meiner Spaziergänge im März überraschte mich die Dämmerung. Ich bemerkte es, als ich durch das Wäldchen streifte und urplötzlich ein Heidenspektakel in den Kronen ausbrach. Ich stieg die Böschung hinab und legte mich in das vertrocknete Gestrüpp. Lächelnd schloss ich die Augen und lauschte. Es trällerte und zwitscherte, jubilierte und tschilpte, schäkerte und pfiff. Der wandlungsfähigste Vogel saß links von mir im Geäst. Als ich die Augen öffnete, entdeckte ich ihn schwarz wie ein Scherenschnitt. Er sang zärtlich, dann fordernd, leise, dann laut. Als mir die Kälte in Arme und Beine kroch, erhob ich mich und ging nach Hause. Ein Käuzchen begleitete mich rufend. Und hin und wieder knackte es im Gebüsch.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels