Was für ein bedrohliches Naturschauspiel! Bei meinem Spaziergang gestern über die Felder schaute ich irgendwann zurück auf den Ort, aus dem ich losgegangen war. Häuser drückten sich an die Hänge, bunt zusammengewürfelt, der Kirchturm nicht höher als das höchste Haus am höchsten Hügel. Aber dahinter! Eine Wolkenwand saß dem Ort im Nacken; länger als die Hügelkette, scharf geschnitten wie ein Eisberg. Meinen Wohnort so zu sehen – die Häuser, die Hügel und die Eiswand! – verschaffte mir ein mulmiges Gefühl.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels