Ende Oktober bauen sie den Christkindlmarkt auf. Vollbelaubt stehen noch die Platanen im Park. Aber sie bauen den Christkindlmarkt auf. Zuerst legen sie den Holzboden über die Wiese im Park. Dann kommen die LKW mit den Hütten gefahren. Ich schaue dem Stapler zu, wie er die Gabel unter die Hütte schiebt, sie aufspießt, hochhebt, zurückschiebt, umkehrt, balanciert, absenkt, auf den Holzboden platziert, zurechtrückt, die Gabel unter der Hütte hervorzieht. „Murano Glas“ steht auf einem Holzschild auf der Holzhütte, "Aus eigener Erzeugung“. Wie geht das? Glas aus Murano, der Glasbläserinsel Italiens, eigenerzeugt von einem Holzhüttenstandler des Linzer Christkindlmarkts? Lebt der übers Jahr am Meer, um sein geblasenes Glas im Advent bei uns zu verkaufen? Oder bläst er mit der Technik aus Murano zuhause in Linz oder Leonding oder Liebenau oder sonst wo? Man muss nicht alles glauben, aber schön wird sie doch sein, die Holzhüttenwelt am Christkindlmarkt.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels