Es ist das erste Mal. Ich schäle mich hektisch aus meinem Mantel, werfe die Stiefel in die Ecke. Gegessen wird später. Es kann nicht schnell genug gehen. Endlich läuft der PC. Jetzt kann ich schreiben. Bei dem Gedanken werde ich ruhig und behutsam lege ich meine Fingerkuppen auf die Tastatur. Tipp, tapp, tipp. Ich fange an zu tippen. Schreiben ist Meditation. Friede und Freiheit. Was bin ich froh, dass ich vorhin im Zug die Schreiblust verspürte. Zum ersten Mal seit etwa einem Jahr.
Scheiße! Das Pferd war weg! Mia rannte über die Koppel. Die Cowboystiefel waren kacke. Klar, zum Reiten hatte der kleine Absatz seine Berechtigung. Schließlich wollte Mia nicht wegen glatter Sohlen durch die Steigbügel rutschen und bei einem Sturz womöglich hängen bleiben. Aber auf der Wiese stolperte sie. Huch! Mia schlug mit dem Gesicht auf. Das Gras war warm und weich und roch – eindeutig! Okay, dachte sie resigniert. Alte Indianerweisheit: Ist die Scheiße noch am Dampfen, kann das Pferd nicht weit gelaufen sein. Das bestätigte sich, als Mia sich aufrappelte: Völlig frei – ohne Sattel und Trense – galoppierte ihre Schwester in den Sonnenuntergang. CC0 Pexels